Ich habe von Sibionics nach langer Wartezeit nun endlich zwei CGM Sensoren zum Testen bekommen.
Die Firma stammt aus China und wurde 2015 gegründet. Im Rahmen eines Testzeitraumes konnte man kostenfrei zwei Sensoren bestellen. Ich habe also keinerlei finanziellen oder anderweitige Interessenskonflikte beim Testen dieser Sensoren.
Es handelt sich um ein CGM System, dass 14 Tage zu tragen ist und über Bluetooth mit der entsprechenden App auszulesen ist. Hier kommt schon der erste Kritikpunkt zum Tragen, es gibt kein Widget oder keine Anzeige über die man die Werte direkt ablesen könnte. Man muss also immer die App öffnen, um seinen Wert zu sehen – das ist lästig. Der Sensor wird für knapp 63 € angeboten. Er wird mit IPX8 beworben und kann somit auch mit unter die Dusche oder ins Schwimmbad.
Die Müllmenge des Sensors ist standardmäßig, heißt es darf weniger werden. Besonders die extra Plastiktüte innerhalb des Kartons ist völlig überflüssig.
Die Größe des Sensors ist durchschnittlich…er ist größer als der Libre 2 aber kleiner als der Dexcom G6 (33,5mmx20mmx5,3mm). Da er recht flach ist und eine sehr kleine Klebefläche besitzt, ist der Tragekomfort recht gut. Wie gut er klebt und hält, muss sich in den nächsten Tagen zeigen. Er wird mit einem zusätzlichen Fixierpflaster geliefert….ich probiere es aber die ersten Tage mal ohne.
Die Aufwärmphase dauert hier 60 min. Die ersten Werte waren sehr passend zur Anzeige vom dexcom G6. Er ließt die Werte alle 5 min aus.
In der ersten Nacht habe ich jedoch Abweichungen von bis zu 50mg/dl beobachten können (dies bei eher niedrigen Werten). Hier kommt der zweite kritische Punkt…der Sensor kann nicht kalibriert werden. Im weiteren Verlauf hat er aber wieder passende Werte angezeigt.
Die Alarme kann man ausschalten, was schon mal ungewöhnlich, aber komfortabel ist. Ich habe auch die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Tönen und Melodien zu wählen und kann es mit oder ohne Vibrationen nutzen.
Leider gibt es derzeit noch keine Anbindung an AAPS oder xdrip…somit auch keine Werte auf der Uhr. Die einzige Anzeige ist die Statusanzeige…Update: eine inoffizielle Anbindung an eine spezielle Version von xdrip mit einer speziellen Version der App gibt es inzwischen.
Die Werte des ersten Tages passten weitgehend zu denen des G6. Wobei mein G6 3 Tage älter ist als der Ssibionocs Sensor und somit eine direkte Vergleichbarkeit nicht ganz korrekt ist. Außerdem misst der Sibionocs am Oberarm, während der G6 bei mir derzeit am Rücken/ in Taillenhöhe sitzt.
Das Handling ist recht einfach. Es ähnelt den ersten Libre-Sensoren, bei denen man zunächst Sensor und Transmitter zusammensetzen muss. Dann setzt man die Setzhilfe an und durch Drücken des Knopfes auf der Oberseite wird der Sensor gesetzt. Das geht einfach und schmerzfrei.
Nach dem Setzen muss der Sensor gestartet werden. Hierzu scannt man einfach mit dem Handy, auf dem man vorher die zugehörige App installiert hat, den entsprechenden QR Code auf der Packung – wenn man ihn gefunden hat!
Die ersten 12 Stunden zeigen ganz passable Werte im Vergleich zum G6. Auch am ersten Tag waren die Abweichungen 10 bis 20 mg/dl. Damit kann man, denke ich, erst mal zufrieden sein.
Ich beobachte das jetzt mal ein paar Tage weiter…
Im Laufe der Zeit habe ich nun beobachtet, dass das System zunächst einmal stabil läuft. Die Verbindung ist gut, wenn man außer Reichweite kommt, baut es die Verbindung schnell wieder auf und trägt auch alle Daten nach!
Es wird mir klar, dass dieser Sensor, zumindest bei mir, recht konstant um die 20- 30 mg/dl zu niedrig anzeigt. Je höher der Blutzucker, desto größer bzw. verzögerter sind die Abweichungen
Leider ist die Darstellung in der Origial-App nicht besonders gut – der Zielbereich ist farblich nicht abgesetzt.
Hier wurde der Sensor etwas holprig, das war am ersten Tag. Die Tage danach lief er deutlich stabiler und geglätteter.
Auch traten kleine Bugs auf… ein eingegebener Blutzuckerwert wurde mir später, beim Nachschauen nicht korrekt angezeigt. .. sehr ärgerlich.
Die Abweichungen bleiben konstant. Es wäre daher eine hilfreiche Option, wenn man den Sensor kalibrieren könnte. Sehr schade, dass auch dieses Feature fehlt.
Über einige Umwege habe ich schließlich doch noch eine Option gefunden, diesen Sensor über xdrip auszulesen. Das ist großartig, da man hier wenigstens ein Widget hat, mit dem man die Wert sehen kann, ohne die App öffnen zu müssen. Es braucht aber eine spezielle xdrip-Version. Dazu gibt es auch eine spezielle App-Version, die sich SugarJoy+ nennt. Über diese App läuft der Sensor länger (bis zu 25 Tage) und ist von xdrip auslesbar. Leider hat diese Variante aber nicht bis zum Ende durchgehalten. Hier hatte ich einen Signal-Verlust, den ich nicht beheben konnte. GGfs hätten man den Sensor noch mal starten können – das habe ich aber nicht versucht. Ich habe dann auf die Original-App zurück gewechselt. Hier hat sich der Sensor sofort wieder verbunden und auch die Daten nachgetragen.
Gegen Ende der Laufzeit, etwa ab Tag 10 hatte ich häufigere Verbindungsprobleme. Immer wieder kam es zu Unterbrechungen, auch wenn sich der Sensor wieder verbinden ließ, war das ein wenig nervig. Auch wenn hier das Bild der anderen Version zu sehen ist, war die Original-App in den letzten Tagen immer mal wieder ohne Verbindung.
Die Haltbarkeit des Pflasters ist recht gut – auch ohne zusätzliche Fixierung. Dennoch sieht man am Ende der 14 Tage, dass sich das Pflaster langsam löst. Unter dem Pflaster war die Haut leicht gerötet, was aber schnell vorbei ging. Auch hatte ich keinerlei Juckreiz oder ähnliche Beschwerden. Der Tragekomfort war echt gut.
Mein Fazit: ein brauchbarer Sensor mit noch einigen Kinderkrankheiten. Positiv: Tragekomfort, Alarme einstellbar und abschaltbar, 14 Tage Tragezeit, gute Haftung des Pflasters, stabile Werte ohne Rauschen, Follower-Funktion. Negativ: Abweichungen lassen sich nicht kalibrieren, keine (offizielle) Anbindung an andere Geräte oder Pumpen, kein Widget, schlechte Darstellung in der App ohne optische Erkennbarkeit des Zielbereichs, gegen Ende der Laufzeit Verbindungsprobleme zumindest bei meinem Sensor.