Die neue Medtrum Patch-Pumpe… mal schauen, wie sie sich so trägt!

Medtrum Nano mit Spritze zum Befüllen und Verpackung im Hintergrund

Ich hatte dankenswerterweise die Gelegenheit die neue Medtrum-Patch-Pumpe zu testen. Es handelt sich hierbei um eine kleine Patch-Pumpe ähnlich dem schon lange bekannten Omnipod. Die Medtrum-Pumpe kommt aber mit einigen Unterschieden daher.

Nano neben Streichholzschachtel, welche kleiner ist als die Pumpe selbst
Medtrum Nano im Vergleich zu einer Streichholzschachtel

Größe, Kanüle, Interoperabilität und Nachhaltigkeit haben hier etwas zu bieten. Die Größe ist mit 40,5 mm x 31,5 mm x 11,5 mm und dem Gewicht (13,8 g) beeindruckend klein und kompakt. Auch die Form ist gefällig und bietet einen guten Tragekomfort.  Die Kanüle ist eine 5 mm Stahlkanüle, die -leider manuell (!!!)- senkrecht (90 Grad) eingeführt wird. Das manuelle Einführen, mit einem knopfartige Schieber, ist zunächst gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber fast schmerzfrei – ein kleiner Piecks bleibt.

Getestet wurde die Pumpe mit folgenden Insulin-Sorten: Humalog®, NovoLog®, NovoRapid® und Apidra®. Ich habe sie aber problemlos mit Lyumjev getragen. Die Medtrum-Nano Pumpe verfügt über ein Reservoir von 200 IE – aber Achtung! Die Pumpe benötigt ca 26 IE zum Befüllen der Kanüle… damit stehen nur noch ca. 175 IE zur tatsächlichen Verfügung!

Nano mit eingesetzter Spritze zum Befüllen
Befüllung der Patch-Pumpe

Interoperabel ist die Medtrum – sie kann alleine oder auch mit AAPS genutzt werden. Alle CGM Sensoren, die mit AAPS laufen sind so auch nutzbar. Die Pumpe wird mit einem sehr kleinen und leichten PDM ausgeliefert, der sich über Micro-USB laden lässt. Bei der Nutzung mit AAPS benötigt man diesen aber natürlich nicht.

Was die Nachhaltigkeit angeht, gewinnt die Pumpe im Vergleich zum Omnipod, da ihre Basis bis zu 4 Jahre (Dauer der Garantie) verwendet werden kann. Allerdings sitzt die Stromversorgung durch vier Knopfzellen-Batterien im Patch, und dieser wird ja alle 3 Tage (plus 8 Std) ausgetauscht. Hier fällt also schon eine gewisse Menge an Batterie-Müll an. Bedenklich ist, dass nach 3 Tagen vier Knopfzellen in den Restmüll wandern, wo sie nun wirklich nichts zu suchen haben!

Verpackungsmüll, mit Kanüle, Plastikblister,
Reste / Müll der Medtrum Nano
geöffnete Nano mit den 4 Knopfbatterien
Batterien in der Madtrum Nano

Die Pumpe kann über die App „EasyPatchApp“ gesteuert werden, so dass man auf den PDM gänzlich verzichten kann, wenn man das möchte. Somit ist die Pumpe über das Handy steuerbar! Ein großer Vorteil!

Erfreulich ist, dass die Pumpe sehr leise arbeitet! Während der Omnipod bei jeder Insulinabgabe ein recht deutlich hörbares Klicken abgibt, ist das hier so gut wie gar nicht hörbar! Die Abgabegeschwindigkeit bei Boli etc dürfte ähnlich langsam sein wie beim Omnipod. Dies macht sich besonders beim Befüllvorgang bemerkbar… es dauert einige Minuten bis die Befüllung abgeschlossen ist.

Alles in allem zeichnet sich die Medtrum Nano durch ihre kleine Größe und ein gutes Tragegefühl aus. Da sie mit IP68 wasserdicht ist, kann man auch mit ihr Schwimmen gehen (2,5 m bis zu 60 min).

PRO

? Größe

? Gewicht

? langsame Insulinabgabe

?über Handy bedienbar, einfach und logisch

? in AAPS nutzbar mit stabiler Verbindung

? wiederverwendbare Basis

? Wasserdicht

? guter Tragekomfort

? arbeitet leise

? Alarme anpassbar

KONTRA

? manuelle Kanüleneinführung

? geringe Reservoirgröße

? langsame Insulinabgabe

? alle 3 Tage (+8 Std) muss gewechselt werden

????Es wandern alle drei Tage 4 Batterien in den Müll ?

?‍♀️persönliches Problem: Allergie auf Pflaster/ Stahlkanüle

Hautstelle mit Allergie in Form der Patchpumpe

Nach knapp 48 Stunden Tragezeit musste ich die Pumpe leider entfernen.  Die Setzstelle tat richtig weh und es fing an, so stark zu jucken, dass ich es nicht mehr aushalten konnte. Tatsächlich hatte ich damit am Ende mehrere Tage Probleme. Trotz Cremes gegen Ekzeme und gegen Juckreiz, war die Stelle über 3 bis 4Tage recht schmerzhaft. Selbst nach über einer Woche war die Rötung noch sichtbar. Daher habe ich letztendlich darauf verzichtet, einen weiteren Test mit einem Underpatch zu versuchen.

Das Entfernen der Pumpe ist recht schlau gelöst: um zu verhindern, dass die Stahlkanüle beim Anheben Gewebe verletzt, kann man sie mithilfe eines kleinen Pins (wie für Karten beim Handy) hochziehen lassen. Dadurch wird sie senkrecht aus dem Gewebe entfernt. ?

Da ich ja neugierig bin, habe ich den Patch geöffnet, um zu sehen, wie sie innen aussieht. Ich muss sagen, das war Enttäuschung pur. Denn wenn man mit Nachhaltigkeit wirbt, sollte man nicht verschweigen, dass hier alle 3 Tage vier dicke Knopfzellen in den Müll (und zwar in den Restmüll!!!?) wandern . Sehr, sehr schade. Das hatte ich mehr erwartet. Wenn die Basis schon wiederverwendbar ist, dann hätte man eine Lösung an dieser Stelle finden müssen – austauschbare Batterie oder aufladbarer Akku etc…

FAZIT

Eine schöne Pumpe, eine gute Konkurrenz zum Omnipod, klein und mit gutem Tragekomfort! Aber wie jede Pumpe, hat auch sie ihre kleinen Häkchen, auf die man sich einlassen muss: Batterieverbrauch, festgelegt sein auf Stahlkanülen, alle 3 Tage wechseln müssen, und ggf.. aushalten, wenn die Stelle nicht ganz bequem ist. Man sollte auf jeden Fall testen, ob man mit dem Pflaster und der Stahlkanüle zurechtkommt!!!

Im PDM sind schon das zukünftige CGM und der wohl kommende Algorithmus angelegt, so dass in Zukunft ggf. ein kommerzielles AID System daraus werden kann!

11 thoughts on “Die neue Medtrum Patch-Pumpe… mal schauen, wie sie sich so trägt!

  1. Danke für deinen Einsatz, liebe Caro, vor allem, da du eine Pflasterallergie hast? Weißt du, ob die Steuerung mit der EasyPatchApp sowohl auf Android als auch iOS läuft?
    Lieben Gruß Alen

  2. Danke für den Test! Gibt es irgendwo Info, wie die Dosiergenauigkeit der Medtrum ist? Und muss man das Reservoir alle drei Tage voll befüllen (und das übrige Insulin dann ggfs. wegwerfen)?

    1. Hallo Hubi,
      über die Dosiergenauigkeit habe ich leider keine Angaben…da müsstest du den Hersteller kontaktieren. Es gibt, wie beim Omnipod eine Mindestfüllmenge. Man kann auch übriges Insulin beim Wechsel wieder herausziehen… das wird vom Hersteller aber natürlich nicht empfohlen!

      1. Inzwischen habe ich Info bekommen: die Dosiergenauigkeit für’s Basal ist 0,05 IE/h. Mindestfüllmenge scheint 70 IE zu sein; abzgl. der oben erwähnten 26 IE zum Befüllen der Kanüle ist das damit auch eine Option für „Minderverbraucher“. Mehr dazu an anderen Stellen…

  3. Hallo,

    Habe die Omnipod 5 seit einigen Monaten in Gebrauch und bin damit nicht wirklich zufrieden.
    Angeblich soll Sie ja hohe Blutzuckerspitzen und Unterzuckerungen vermeiden…
    Tatsache ist aber bei einem Ansteigendem BZ Wert von Bsp. 180 mg steigend ! gibt bei Automatisiertem Modus die Pumpe nur max. 0,4 I.E, im 5 Minuten Takt ab und der Blutzucker steigt über Stunden an. Schaut man weiter im Verlauf ist der BZ schon bei 250mg und die Pumpe gibt nichtmehr 0,4 I.E ab sondern nur noch 0,2 I.E… Sorry da seh ich Rot. Wieso gibt die Pumpe als Bsp bei einem BZ Wert von 250 mg nicht mal als Bsp 3 I.E zur Korrektur auf einen Schlag/einmalig ab ?
    Unterzuckerungen werden meines Erachtens auch nicht wirklich unterdrückt.
    Natürlich kann ich manuell Insulin zusätzlich abgeben oder stoppen, aber das ist doch nicht im Sinne des Erfinders, oder ?
    Mich würde interessieren ob bei Medtrum oder Kaleido die Insulinabgabe bei hohen Blutzuckerwerten auch so minimal 0,2 bis 0,4 i.E ist oder ob diese z.B 1,2,3… I.E automatisch auf einmal abgeben zwecks Korrektur des hohen BZ ?
    Hat da jemand Info ?

    Lg

    Wolfram

    1. Hallo Wolfram,
      Es kommt darauf an, mit welchem Algorithmus du eine Pumpe nutzt. Wenn du Aaps nutzt, hängt die Höhe deiner SMB von verschiedenen Einstellungen in deinem Profil ab und hat nicht so viel mit der Pumpe selbst zu tun. Zu große smb werden nicht abgegeben, weil du sonst in die Hypo kommen würdest. Das System berechnet das schon recht genau anhand des Wirkprofils deines Insulins, was du ja auch einstellst. Ich denke, dein Problem liegt eher in den Einstellungen als an der Pumpe!
      Ganz unabhängig davon ist ein AID System aber auch keine Heilung des Diabetes…diese Erwartungen erfüllen die derzeitigen Systeme noch nicht – auch wenn das gerne so dargestellt wird!

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