Diabetes Alltagshelden?

blauer Orden mit der Schrift "Diabetes Meister im Alltag"
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Im Anschluss an den Artikel „Diabetes Superhelden“ in der BloodSugarLounge  (Zum Artikel „So viele Diabetes-Superhelden“ oder hier auf der Webseite) möchte ich hier ein paar Gedanken äußern , die mich gerade aus aktuellem Anlass beschäftigen.

Muss man als Mensch mit Diabetes eigentlich immer „funktionieren“? Darf man als Mensch mit Diabetes öfter „krank sein“?

Erste Antwort: JA. ✅ Zweite Antwort: NEIN.❌

Die eigentliche Fragestellung ist aber, lassen wir es als Mensch mit Diabetes zu, dass wir nicht immer so gut „funktionieren“?

Und gestehen wir uns zu, krank zu sein und dann auch entsprechend schonend mit uns umzugehen?

Ich für meinen Teil, habe damit schon extreme Schwierigkeiten.

Ich WILL EINFACH NICHT weniger belastbar sein als andere! Ich WILL NICHT als „Weichei“ oder „Jammerlappen“ dastehen.

Ich WILL NICHT die Statistik der Krankheitstage unter den Kollegen anführen!

Ich WILL NICHT, dass man auf mich Rücksicht nehmen muss, beim Wandern, bei Ausflügen, bei der Urlaubsplanung etc.pp.

Die Konsequenz daraus ist, ich gehe zur Arbeit, auch wenn es mir nicht gut geht. Ich halte durch, obwohl ich eine Pause brauchen würde. Ich passe mich an Situationen an, wo andere viel klarer ihre Grenzen ziehen.

Aber, WARUM ticke ich so???

Ich habe in meiner Burnout-Phase (die nicht primär diagnosebezogen war) ja schon gelernt, dass ich besser auf mich achten muss und habe dazu auch einige „Tools“ für mich in meinen Alltag eingebaut. Trotzdem scheint das noch nicht genug.

Immer noch will ich es allen recht machen. Immer noch will nicht der Bremsklotz sein. Immer noch kann ich mir Schwächen in diesem Bereich nicht eingestehen.

WOHER kommt das?

Ich denke, ich habe gelernt, meine Krankheit anzunehmen, was ja erst einmal gut und richtig ist.

Ich höre und lese aber auch immer wieder, dass man mit Diabetes ALLES SCHAFFEN KANN! Da steht KANN nicht MUSS! 😉

Hier nehme ich wieder Bezug auf meinen Artikel zum Thema „Superhelden“. Die Geschichten von Menschen, die trotz Diabetes Höchstleistungen erbringen, sollen motivieren und Menschen Mut machen. Das tun sie sicher auch. Ansporn und Motivation sind wichtig. Ich habe das aber nach 37 Jahren Leben mit Diabetes so verinnerlicht, dass es nun umso schwerer fällt, auch mal klein bei zu geben.

Gerade wenn man älter wird, Wechseljahre hinzukommen und alles, was das Älterwerden sonst so mit sich bringt, muss man realisieren, dass vielleicht doch NICHT MEHR ALLES geht.

Der Anlass für diesen Artikel, war der gut gemeinte Kommentar meiner Chefin, die sagte „ich möchte nicht wie deine Mutter klingen, aber du treibst schon ab und zu Raubbau an deinem Körper und bist dann so unbelehrbar!“  – das sitzt erst mal.🤯 Ich habe mich zunächst etwas geärgert, weil ICH? Die sich so um ihren Diabetes kümmert, wie nur wenige andere Menschen, die alle Arzt-Termine zur Vorsorge und Co vorbildlich wahrnimmt, alle Standard-Untersuchungen und Check-Ups, die bei Menschen mit Diabetes angesagt sind regelmäßig mitmacht? Ich treibe Raubbau an meinem Körper? Hm…🤨

Aber … natürlich hat sie in der Beziehung recht, dass ich mich immer wieder mal in die Schule begebe, obwohl ich besser krank zuhause geblieben wäre (ich arbeite als Grundschullehrerin). Es fällt aber so schwer, zu entscheiden, wann geht es noch und wann nicht. Zumal ja auch immer wichtige Dinge anstehen. Außerdem ist es äußert unangenehm sich vertreten zu lassen – dies bedeutet nämlich, dass ich den Kollegen sagen muss, was gemacht werden soll, was nicht immer einfach ist, da man als Vertretung nicht immer alles umsetzen kann, was der Fach/Klassenlehrer geplant hat. Wenn man dann zurück kommt, muss man auch erst mal wieder sehen, wo steht man mit der Klasse und wie geht es weiter… alles schwierig. Da erscheint es oft einfacher, selber hin und den Tag einfach überstehen….

Genauso ist es bei privaten Unternehmungen… ist doch alles wichtig und ich will unbedingt dabei sein und mitmachen… MENNO!

Ich glaube, ich muss noch viel an mir arbeiten…😇

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