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Die Perimenopause und Menopause sind Phasen, die das Leben jeder Frau betreffen. Frauen mit Typ-1-Diabetes (T1D) stehen in dieser Zeit vor besonderen Herausforderungen: Hormonelle Schwankungen beeinflussen die Blutzuckerwerte erheblich und verstärken die Komplexität des Diabetes-Managements. Dies passiert auch während der Pubertät und der Schwangerschaft. Nur, Schwangerschaften durchleben nicht alle Frauen, die Menopause aber schon! Daher ist eine intensivere Forschung auf diesem Gebiet so dringlich!
Obwohl moderne Diabetes-Technologien wie kontinuierliche Glukosemesser (CGM-Systeme) und Insulinpumpen verfügbar sind, bleibt die Versorgung und therapeutische Betreuung lückenhaft und „zerstückelt“. Der Mangel an Forschung, Anleitung und koordinierter Gesundheitsversorgung erschwert den Umgang mit hormonellen Veränderungen und Glukoseschwankungen während dieser Lebensphase.
Für den ATTD 2025 in Amsterdam haben wir, 5 Frauen, eine Posterpräsentation erstellt und veröffentlicht. Diese 5 Frauen sind die folgenden Persönlichkeiten: federführend Dawn Adams, die auf diesem Gebiet eine Koryphäe ist und (neben unzähligen anderen Aktivitäten) die internationale Gruppe „Menopause Mithers“ ins Leben gerufen hat. Ana Alvarez Pagola, Alex Vienne-Hagget, Nathalie Piat und ich. Wir alle sind dedoc°voices und Innodia Inpact Mitglieder.
In unserer qualitativen Analyse beleuchten wir die Erfahrungen von Frauen in dieser Lebensphase, unterstützt durch moderne Diabetes-Technologien wie kontinuierliche Glukosemessgeräte (CGM) und Insulinpumpen. Unser Ziel dabei ist es, die Lücken in der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, zu schließen und eine koordinierte Betreuung zu fordern und zu fördern.Die Präsentation beruht auf einer Kombination aus strukturierten Fragebögen, Online-Gesprächen und persönlichen Erfahrungen. Die strukturierten Fragebögen erfassen medizinische und emotionale Herausforderungen. Online-Gespräche fördern den Austausch zwischen Frauen verschiedenster Herkunft. Zusammenfassend ergänzt eine Interpretation und Analyse individueller Erfahrungen und Muster in Blutzuckertrends, die durch Diabetes-Technologien dokumentiert wurden, die Ergebnisse. Durch die Analyse von Daten aus CGMs und AID-Systemen wurden Variationen in Glukosemustern und Trends während der Menopause angeschaut. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten eine einzigartige Perspektive auf die reale Lebenssituation betroffener Frauen.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit Typ-1-Diabetes häufig von ausgeprägten Blutzuckerschwankungen während der Menopause berichten. Anders als während der Menstruation, sind die Schwankungen in dieser Phase willkürlicher und weniger vorhersagbar. Symptome wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen überlagern sich mit Symptomen, die zum Beispiel eine Hypoglykämie verursachen kann, was die Diagnose und Behandlung erschweren. Technologische Fortschritte wie CGM-Systeme haben zwar die Selbstkontrolle und das eigene Management erleichtert, dennoch kämpfen Frauen weiterhin mit unkoordinierter Unterstützung durch verschiedene Fachärzte. Die Diskrepanz zwischen den Betreuungsansätzen von Endokrinologen und Gynäkologen zeigt, wie dringend ein integrativer Ansatz und ein interdisziplinärer Austausch nötig sind.
Trotz der technologischen Fortschritte kämpfen Frauen im Vergleich zu Männern härter um eine optimale Kontrolle ihrer Werte. Das Erreichen einer guten Zeit im Zielbereich und guter HbA1C-Werte gelingt ihnen seltener. Diese Ungleichheit unterstreicht die Notwendigkeit für interdisziplinäre Strategien, die sowohl die hormonellen als auch die technologischen Aspekte berücksichtigen.
Therapien, die eine Kombination aus Östrogen und Progesteron enthalten, können einen signifikanten Einfluss auf die Blutzuckerwerte haben. Studien zeigen, dass eine angemessene Hormontherapie die Insulinempfindlichkeit verbessern und somit die Glukosevariabilität bei Frauen mit Typ-1-Diabetes (T1D) verringern kann (Hormonersatz wirkt sich positiv auf Insulin-Empfindlichkeit aus).
Es bleibt Forschungsbedarf, um die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Hormontherapien und Diabetes-Technologien besser zu verstehen. Dies würde Frauen mit T1D ermöglichen, informierte Entscheidungen über eine Hormontherapie zu treffen und ihre Blutzuckerregulierung während der Menopause zu optimieren.Durch diese Maßnahmen kann die Lebensqualität von Frauen in dieser Phase maßgeblich verbessert werden.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist die zentrale Rolle von Peer-Unterstützung (Austausch untereinander) – sie bietet nicht nur praktische Hilfe, sondern auch emotionale Unterstützung, welche sehr spontan und zeitnah stets zur Verfügung steht. Peer-Unterstützung sollte als wertvolle Ressource anerkannt werden, und gezielte Forschungsprojekte könnten die Gesundheitsversorgung revolutionieren.
Die Zitate der Frauen auf dem Poster bringen die aktuelle Lage unmissverständlich auf den Punkt!
Als Mitautorin und selbst Betroffene habe ich eine persönliche Verbindung zu diesem Thema. Die Erfahrungen und Geschichten, die wir durch Interviews und Gespräche gesammelt haben, sind tief bewegend. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, Frauen in dieser Phase aktiv zu unterstützen – nicht nur mit technologischen Innovationen, sondern auch durch soziale und medizinische Netzwerke.
Unser Fazit: Die Menopause ist eine universelle Lebensphase, die alle Frauen betrifft – auch jene mit Typ-1-Diabetes. Um den komplexen Herausforderungen zu begegnen, sind interdisziplinäre Lösungen erforderlich. Dies umfasst die Zusammenarbeit von Endokrinologen, Gynäkologen und Diabetes-Technologie-Experten. Ebenso wichtig sind Fortbildungsmaßnahmen für Gesundheitsdienstleister sowie eine verstärkte Forschung über die Interaktion von Diabetes-Technologie und den Symptomen der Menopause. Den Effekt von Hormonersatztherapien auf Blutzuckerverläufe und Insulinresistenzen gilt es genauer zu untersuchen. Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, durch diese Arbeit einen positiven Unterschied in der Lebensqualität dieser Frauen zu bewirken und ihre Stimmen in der Forschung hörbar zu machen.
Was könnte die Zukunft hier bringen? Was sagt uns die KI (Copilot) dazu?
„Die Integration moderner Technologien und interdisziplinärer Ansätze verspricht, die Lebensqualität von Frauen mit T1D in der Menopause zu verbessern. Potenzielle Zukunftsperspektiven umfassen:
- Personalisierte Diabetes-Technologie: Fortschritte in künstlicher Intelligenz könnten personalisierte Insulinmanagementsysteme ermöglichen, die auf den spezifischen hormonellen Veränderungen während der Menopause abgestimmt sind.
- Vernetzte Gesundheitssysteme: Eine bessere Kommunikation zwischen Endokrinologen, Gynäkologen und Allgemeinärzten, möglicherweise unterstützt durch digitale Plattformen, könnte eine koordinierte Betreuung fördern.
- Gezielte Forschung: Zukünftige Studien sollten den Einfluss von Menopause-Symptomen wie Hitzewallungen oder Schlaflosigkeit und verschiedene andere Symptome auf Blutzuckerwerte sowie das Zusammenspiel von Diabetes-Technologie und Hormontherapien untersuchen.
- Innovationen bei Peer-Support-Netzwerken: Online-Communities oder Apps könnten nicht nur den Erfahrungsaustausch erleichtern, sondern auch personalisierte Tipps basierend auf Datenanalysen aus CGM oder Insulinpumpen bieten.“

p.s.
Bei der ADA (American Diabetes Association) gibt es aktuell keine Behandlungsstandards für Menopause und T1D. Wenn man auf deren DiabetesJournal Seite nach „Menopause“ sucht, wird man 1005 Artikel finden – die Artikelsuche geht zurück bis ins Jahr 1952! Zum Thema „Adipositas“ findet man übrigens mehr als 25.000 Artikel! (Danke Linda Smith-Brecheisen für diesen Hinweis!) (Abridged-Standards-of-Care ADA)
Ein schöner Artikel, der deutlich aufzeigt, dass es noch sehr viel Forschungsbedarf gibt, vor allem im Zusammenspiel der Hormone.
Ich wünsche euch viel Glück und drücke euch die Daumen, dass eure Forderungen bald umgesetzt werden.
Generell muss die Medizin sich dahin entwickeln, dass sie immer personalisierte Heilungsansätze findet🌈🚀🍀
Wie sagst du immer: wir sind alle anders und es zeigt sich, dass Diabetes so viele Gesichter hat.
Viel Erfolg euch weiterhin🍀🌈🍀
Danke Alen! Diese Forderungen gelten ja auch für alle anderen Bereiche und habt grundsätzlich bei vielen chronischen Leiden. Nur die Tatsache, dass Frauengesundheit so lange und immer wieder aus dem Fokus rutscht, ist eben sehr ärgerlich.
Leider leben wir immer noch in einem patriarchalischen Gesellschaftssystem,, die das XY-Chromosom im Fokus hat.
Wahre Gleichberechtigung sähe anders aus.
Aber zumindest gibt es bereits erste Ansätze, Frauen, Männer und Kinder NICHT über einen Kamm zu scheren, so die Gendermedizin an der Uni Köln.
Es leben Artikel 2 und Artikel 3, Absatz 2 unseres Grundgesetzes🌈👍