Seit nunmehr zwei Jahren loope ich. In der letzten Zeit habe ich dem Loop freie Hand gelassen und festgestellt, dass die Anzahl meiner Hypos erheblich abgenommen hat.

Was mir dabei eingefallen ist, dass ich unter Hypos früher doch teilweise verrückte Sachen gemacht habe. Nicht dass ich Hypos gut finde. Ich erinnere mich, wie ich mich oft in einer Hypo gefühlt habe – ein Gefühl als würde man neben sich stehen. Ich wusste, dass ich essen musste, jedoch war ich wie in einem Gefängnis gefangen und habe erst reagiert, als der Heißhunger eingesetzt hat oder mich jemand zum essen gezwungen hat.

Anbei nun ein paar verrückte Geschichten unter Hypoeinfluss. Ich denke, viele von uns haben solche Geschichten erlebt und überlebt.

Am schlimmsten waren die nächtlichen Hypos, die nun zum Glück der Vergangenheit angehören. Eines Nachts bin ich aufgewacht, nachdem ich einen komischen Alptraum hatte, in dem sich die ganze Welt auflöste und wieder von selbst errichtete. Ein Traum in 3D, ich sah die Erdkugel und wie sich alles röhrenförmig auflöste und wieder errichtete. Ich dachte, wow, wie kann das denn gehen….

Als ich wach wurde, stand nichts neben dem Bett, also musste ich aufstehen und in die Küche gehen. Leichter gesagt als getan. Mein Geist war willig, doch mein Körper zu schwach. Meine Versuche aufzustehen waren erfolglos. Das Einzige, was übrig blieb, war aus dem Bett zu purzeln und in die Küche zu krabbeln. Der Weg in die Küche erschien mir ewig lang….

Als ich dann die Cola ansetzte, ein paar Schlücke trank, setzte dann der Heißhunger ein. Wenn ich mir das heute bildlich vorstelle, muss ich schmunzeln, wie das wohl ausgehen hat. Vor allem schmunzle ich, weil ich seit nunmehr 2 Jahren nachts komplett hypofrei bin!

Das Skurilste, was ich in einer Hypo mal gemacht habe, ist einen Flug nach London zu buchen. Ich habe erst davon erfahren, als ich die Mail zum Einchecken erhalten habe. Als ich die Mail erhielt, kamen bits and pieces des Buchungsvorgangs wieder ins Gedächtnis.

Was ich erstaunlich finde, dass im Gehirn einige Routinen so fest sitzen, dass ich wirklich einen Hin- und Rückflug gebucht habe. Vor allem habe ich den Hinflug auf einen Freitagnachmittag und den Rückflug auf einen Sonntagnachmittag gelegt….. Wie ich den Flug mit meiner Kreditkarte bezahlt habe, bleibt ein Geheimnis, denn das ist doch wirklich komplex, wenn man den Zustand einer Hypo zu Grunde legt.

Nun stand ich da und brauchte noch ein Hotelzimmer, was in Anbetracht der kurzen Vorlaufzeit relativ teuer war. Es war ein schönes, entspanntes Wochenende. So bin ich auf London City Suites gekommen, ein schönes Hotel in der Nähe der Liverpool Street Station:-)

Der ungewöhnlichste Ort einer Hypo war definitiv die Toilette. Als ich auf Toilette saß, muss ich sehr rasch das Bewusstsein verloren habe. Als ich aufwachte, standen sechs Menschen um mich herum, die Glukose-Infusion im Arm und ich saß noch auf Toilette. Das Bild werde ich auch nie vergessen, denn es ist schon merkwürdig, sechs fremde Menschen um sich stehen zu sehen, während man auf der Toilette sitzt.

Die gefährlichste Situation war, als mich eine Hypo wieder sehr rasch erwischte, ohne, dass ich die Anzeichen vorher gemerkt hatte. Ich war bei einem Abendessen, hatte ein paar Gläser Wein getrunken. Auf dem Weg nach Hause bin ich dann bewusstlos geworden. Mein Pech war, dass ich auf der Straße bewusstlos geworden bin. Mein Glück war, dass ein älterer Herr mich gesehen hat und den Rettungswagen gerufen hat. Das habe ich später im Rettungswagen erfahren. Ich weiß nicht, wer der ältere Herr ist, aber ich möchte ihm hiermit meinen herzlichsten Dank aussprechen, dass er so gut reagiert hat und sich mutig vor mich gestellt hat, damit mich kein Auto überfährt. Diesem Menschen, den ich nie kennengelernt habe und nie kennenlernen werde, verdanke ich wirklich mein Leben. Auch den Rettungskräften und Notärzten möchte ich meinen Dank aussprechen, da sie so einen verantwortungsvollen Job machen, und tagtäglich viele Leben retten.

Diese rasch einsetzenden Hypos – die Hypopeitschen – erfolgten alle unter der ICT. Am zähesten waren die Hypos, die durch Lantus verursacht wurden. Sie kamen langsam und verursachten das oben beschriebene Gefühl, dass man neben sich steht.

2005 studierte und lebe ich in Madrid, als mich so eine Lantus-Hypo ereilte. Ich weiß noch, das ich dachte, hmmm, du hast eine Unterzuckerung und musst was essen. Aber ich konnte nichts zu mir nehmen, es war wie eine Sperre, den Traubenzucker zu nehmen…. Ich lief somit über 2 Stunden in meinem Barrio herum, lief mehrere Male an meiner Haustür vorbei, mit dem Gedanken, geh doch nach Hause. Aber auch das vermochte ich nicht, irgendwie war es ein Gefühl von „auf Wattewölkchen-Gehen“. Aus heutiger Sicht, war das auch der Antrieb, den Zustand anhalten zu wollen…

Aus so einer Hypo und aus dieser Schleife herauszukommen war schwierig. Am schlimmsten und unverzeihlichsten fand ich es, wenn ich aggressiv reagiert habe. Eine Reaktion des Gehirns, aber eine Seite, die meinem Wesen sonst eher nicht entspricht.

Nun bin ich zum Glück in einer anderen Schleife, dem Loop. Caro hat den perfekten Namen gefunden – Lucky Loop. Diese Hypo-Stories gehören der Vergangenheit an und ich bin mir sicher, dass sie sich nicht mehr wiederholen werden. Dennoch haben sich – aus heutiger Sicht – auch etwas Amüsantes und erklären, warum einige Verrücktheiten bis heute überlebt haben, denn es ist ein Reichtum an Erfahrungen, die man ohne die Hypos nicht gemacht hatte.

Es hat mich gelehrt, dass an allem sowohl was Negatives als auch Positives steckt! Ich weiß, dass etwas verrückt zu sein hilft, die strenge Uniformität unseres heutigen Lebens zu durchbrechen…..

Wie sieht es denn mit euren Hypo Stories aus?

2 thoughts on “Hypo Stories

  1. Auf und abs…. In diesem Fall die Uzis – sehr gut beschrieben! Diese Geschichten kennen wir so oder so ähnlich ja leider alle… 😏
    Gut aber, dass es durch den Loop deutlich weniger, und vor allem nur noch deutlich mildere Uzis gibt…Fremdhilfe sollte eigentlich kaum noch ein Thema sein! 😉 👍

    1. Lol, Fremdhilfe wegen Hypos sind lange nicht mehr nötig…. Hilfe, bei einer Hypo anzunehmen, war auch stimmungsabhängig.. so ist das halt mit sturen Eseln:-)

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